“Die Inflationsgefahr ist nicht vorrüber” - Neuwirth Finance in der Immobilienzeitung
Der aktuelle Neuwirth Finance Zins-Kommentar
Wird die Zinswende weiter voranschreiten? Mit welchem Zinsniveau kann mittelfristig gerechnet werden? Was bedeutet dies für die Wirtschaft? All diese Fragen und einige mehr werden von Experten auf der derzeitigen Titelseite der Immobilienzeitung (IZ) diskutiert. Einer davon ist Kurt Neuwirth. Erfahren Sie in der heutigen Ausgabe des Zinskommentars mehr über die wichtigsten Eckpunkte des Artikels.
Die Inflationsraten im Euroraum haben sich stabilisiert, doch die jüngste geldpolitische Entspannung könnte trügerisch sein. Zwar reagierten die Notenbanken zügig mit Zinssenkungen, eine Rezession als üblicher Wendepunkt eines Zinszyklus blieb jedoch aus. Genau darin sieht Neuwirth Finance, ein Risiko: Ohne Rezession werde die Inflation psychologisch nicht gebrochen – und könne daher jederzeit zurückkehren.
Eine Untersuchung der Wirtschaftsprofessoren Jörg Clostermann und Franz Seitz zeigt, dass Zinszyklen seit den 1970er Jahren im Schnitt rund 130 Monate dauern, davon gut 90 Monate Zinssenkungsphasen. Die aktuelle Lockerungsphase umfasst jedoch erst 17 Monate und fällt damit ungewöhnlich kurz aus. Neuwirth interpretiert dies als Warnsignal: Historisch sei eine Rezession nach einer Phase kräftiger Zinserhöhungen beinahe regelhaft, weil dadurch Preiserhöhungen und Lohnforderungen zum Erliegen kämen. Dass Notenbanken heute davor zurückschrecken, könne die Inflationsbekämpfung unterminieren.
Auch im Euroraum ist die Lage ambivalent. Zwar erkennt EZB-Präsidentin Christine Lagarde leichte Entspannungstendenzen, doch weist sie auf weiter steigende Preise in einzelnen Sektoren – etwa bei Lebensmitteln – hin. Clostermann deutet Lagardes jüngste Kommunikation zwar als dezent positiver, sieht aber ebenfalls keine Grundlage für weitere schnelle Zinssenkungen; vielmehr könne der Trend 2025 sogar wieder drehen.
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Quelle: www.tradingeconomics.com
Steigende Langfristzinsen stellen vor allem die Immobilienbranche vor Herausforderungen. Die Märkte haben sich zwar an etwa vier Prozent Finanzierungskosten gewöhnt, doch für Immobilien sei dieses Niveau „nicht lustig“, warnt Neuwirth. Sollte die Inflationserwartung anziehen, könnten höhere langfristige Kapitalmarktzinsen zahlreiche Marktakteure unter Druck setzen. Der Finanzierungsmarkt ist derzeit liquide, doch Eigenkapital bleibt knapp und institutionelle Investoren scheuen angesichts hoher Renditeanforderungen neue Transaktionen.
Neuwirth Finance kritisiert zudem den verbreiteten Fokus auf langfristige Festzinsen. Statistisch gesehen zahlten Kreditnehmer, die zum falschen Zeitpunkt fixierten, oft erheblich mehr als bei flexiblen Finanzierungen. Seine Strategie: variable Zinsen, die erst im richtigen Moment abgesichert werden – ein Ansatz, der jedoch risikobewusster Steuerung verlangt.
Ein weiterer Unsicherheitsfaktor kommt aus den USA. Die jüngste Zinssenkung der Federal Reserve, die während des Government Shutdowns ohne ausreichende Datenbasis entschied, wertet Neuwirth kritisch. In den USA ziehe die Inflation bereits wieder an. Erst ein Aktienmarkteinbruch könne hier eine Rezession auslösen und die Inflation wirksam bremsen. Ohne solche Korrekturen drohe jedoch ein Festfahren des Inflationsdrucks, der auch auf Europa zurückwirken könnte.
Für 2025 steht im Euroraum nur noch eine Zinssitzung aus – eine Änderung gilt als unwahrscheinlich. Doch die Unsicherheiten bleiben hoch: Die nächste Phase des Zinszyklus könnte ungemütlicher werden, als es die derzeitige Ruhe vermuten lässt.
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